Konferenzbericht: Die Schattenseiten des Wirtschaftswachstums in Südostasien. 19.–20. Juni 2015, Goethe-Universität Frankfurt a. M. Konferenzbericht: Die Schattenseiten des Wirtschaftswachs- tums in Südostasien. 19.–20. Juni 2015, Goethe-Universität Frankfurt a. M. Heinz Gödde ► Gödde, H. (2015). Konferenzbericht: Die Schattenseiten des Wirtschaftswachstums in Südostasien. 19.–20. Juni 2015, Goethe-Universität Frankfurt a. M.. ASEAS – Austrian Journal of South-East Asian Studies, 8(2), 223-224. Die Südostasienwissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt a. M. luden in Zusammenarbeit mit der Südostasien Informationsstelle im Asienhaus Köln und dem Arbeitskreis Südostasien der Deutschen Gesellschaft für Asienkunde den 19. und 20. Juni 2015 zu der Konferenz „Die Schattenseiten des Wirtschafts- wachstums in Südostasien“ nach Frankfurt ein. An den beiden Tagen wurde in fünf verschiedenen Panels das Thema der Tagung diskutiert. Der erste Workshop beschäftigte sich mit dem Gegenstand „Wirtschaftsmodelle in Südostasien und deren Bewertung“. Andreas Nölke (Uni- versität Frankfurt) stellte „Varianten des Kapitalismus“ vor, wobei zunächst die Dimensionen des wirtschaftlichen Aufstiegs der großen Schwellenländer Brasi- lien, China und Indien und deren Wirtschaftsmodelle diskutiert wurden. Süd- ostasien wurde dann in diesem Kontext verortet und die Unterschiede der ein- zelnen südostasiatischen Staaten herausgearbeitet. Nach der Betrachtung der Makroebene konzentrierte sich der nachfolgende Beitrag auf die Mikroebene von Stadt, Stadtvierteln und Haushalten in Indonesien. Christoph Antweiler (Universität Bonn) zeigte „Boom und Exklusion in der Peripherie – Makassar, Süd-Sulawesi als Beispiel einer wachsenden Regionalmetropole“. Im dritten Teil dieses Workshops setzte sich Vincent Houben (Humboldt-Universität Berlin) mit der „Beständigkeit sozialer Ungleichheit in Südostasien“ und deren Grund- muster auseinander, die sich mindestens bis in die Kolonialzeit hinein zurück- verfolgen lassen können. Im zweiten Workshop diskutierten die Teilnehmer_innen die „Sozioöko- nomischen Folgen des Wirtschaftsbooms“. Rüdiger Korff (Universität Passau) präsentierte die „Sozioökonomische Entwicklung und Legitimationskrise der Eliten“ in einzelnen südostasiatischen Ländern. Spätestens im Verlauf der Asi- enkrise wurden auch die Schattenseiten der wirtschaftlichen Entwicklung in der Region erkennbar. Diese zeigten aber auch ganz deutlich Probleme für die Legi- timation der jeweiligen politischen Eliten, mit unterschiedlichen, länderspezifi- schen Reaktionen auf diesen Legitimationsverlust. Parallel zu diesem Workshop fand ein studentisches Forum statt, das von den Fachschaften der Südasienwis- senschaften der Universitäten Bonn und Frankfurt organisiert wurde. Dieses Forum eröffnete die Möglichkeit, Seminararbeiten zum Konferenzthema zu dis- kutieren und bot Chancen zum Informationsaustausch. Zwei weitere Workshops rundeten die Tagung am nächsten Tag ab. Dabei Netzwerk Südostasien  Network South-East Asia w w w .s ea s. at d o i 10 .1 47 64 /1 0. A SE A S- 20 15 .2 -1 0 224 Heinz Gödde  ASEAS 8(2) handelte der dritte Workshop von „Wirtschaftswachstum und Demokratisierung in Südostasien“. Entwicklungen in den beiden muslimischen Staaten Malaysia und In- donesien waren das Thema der Präsentation von Claudia Derichs (Universität Mar- burg) über „Die Islamisierung der Wirtschaftspolitik und ihre Folgen in Malaysia/In- donesien“. Fallbeispiele aus einer islamischen, schariakonformen Unternehmenswelt (Banken, Versicherungen, …) legen demnach eine eigene Art von Management und Arbeitsorganisation (Rolle des Gebetsrufes, Geschlechtertrennung, das Hand- oder auch nicht Handgeben, …) wie auch eine Verbundenheit zur arabischen Welt an den Tag. Patrick Ziegenhain (Universität Frankfurt) untersuchte das „Wirtschaftswachs- tum als Folge von oder trotz Demokratie in Indonesien und den Philippinen“. Dabei wurde aufgezeigt, dass der Prozess der Demokratisierung in den einzelnen Ländern jeweils eine unterschiedliche Entwicklung durchläuft, die bis hin zur Stagnation des Demokratisierungsprozesses oder gar zu einem Rückschritt reicht. Wirtschafts- wachstum zeigt sich auch in autoritären Systemen der Region. Die Konsequenzen der wirtschaftlichen Entwicklung für die Umwelt wurden im Rahmen des vierten Workshops mit dem Titel „Natur als Rohstoff? Die ökolo- gischen Auswirkungen des Wirtschaftsbooms“ diskutiert. Michaela Haug (Univer- sität Köln) untersuchte in ihrem Vortrag „Sozio-ökonomische Folgen der Palmölex- pansion in Indonesien“ anhand einer kleinräumigen Studie an der Pionierfront des Palmölbooms eine Vielzahl von Konsequenzen dieser Entwicklung. In der weiteren Präsentation „Boom, Transformation, Flut? Die politische Ökologie des Flusses in Südostasien“ diskutierte Oliver Pye (Universität Bonn) vielfältige Aspekte von Was- ser an Beispielen der Staudammpolitik, der Entwicklung in den Deltas wie auch den Zusammenhang von Wasser und Stadt. Die Tagung, organisiert von Patrick Ziegenhain (Universität Frankfurt), brach- te einen gelungenen Einblick in die Schattenseiten des Wirtschaftswachstums in Südostasien. Wirtschaftliche Entwicklung, gesellschaftliche und ökologische Folgen wurden an Regional- und Lokalbeispielen vorgestellt und alle Teilnehmer_innen, da- runter auch viele Studierende verschiedener Universitäten, erhielten eine Vielzahl von Anregungen für die weitere Beschäftigung mit Südostasien. Zur gleichen Zeit war die zweite Ausgabe 2015 der Zeitschrift südostasien erschie- nen, die ihren Schwerpunkt auf die gleiche Thematik setzte: „In den Schatten ge- stellt – Soziologische, ökonomische und ökologische Auswirkungen des Wirtschafts- wachstums“. Die unterschiedlichen Beiträge in diesem Heft schließen an die Inhalte der Tagung an, indem die Vielfalt des Raumes Südostasien, der wirtschaftlichen Ent- wicklung und deren Folgen deutlich gemacht werden.  ÜBER DEN AUTOR Heinz Gödde arbeitet nach dem Studium der Geographie, Geschichte, Politikwissenschaft und Soziologie an der RWTH Aachen in Aachen. ► Kontakt: heinzgoedde@aol.com