ÜBER DIE BEDEUTUNG DES MAXIMALERGEBNISSES BEI BEURTEILUNG DER ZUGKRAFT DES PFERDES Mikko Varo und Viljo Vainikainen Zentrale für Landwirtschaftliche Forschung, Abteilung für Haustierzüchtung, Tikkurila Eingegangen am 2. V. 1958 Seitdem man im Jahre 1936 den an einem Kraftwagen befestigten Zugwider- standsmesser in Gebrauch genommen hatte, um die Zugkraft von Hengsten zu beur- teilen, galt es als Zielsetzung, die grösstmögliche Zugkraft zu messen. Die Begrün- dung war, dass nur so die nach Zugkraft und Zugsicherheit sowie Charakterstärke wertvollsten Spitzentiere, durch die die Zugfähigkeit der Rasse am sichersten weiter- zuentwickeln sei, herausgefunden werden könnten. Da die Zugfähigkeit des Pferdes eine Eigenschaft ist, die nur bei gemeinsamen Versuchsgelegenheiten, bei Vorführun- gen für die Stammbucheintragung, vergleichbar geprüft werden kann und da wegen der geringen Zahl der Pferde keine Möglichkeit besteht, innerhalb der Betriebe unter den einzelnen Tieren einen Vergleich anzustellen, scheint das Messen der grösst- möglichen Zugkraft das einzige für die Praxis geeignete Verfahren zu sein, ein grund- legendes Material für die auf die erbliche Zugkraft der Individuen bezogene Auslese zu gewinnen. Danach hat man mit dem benutzten Versuchsverfahren gestrebt, bei dem ein in bezug auf das Gewicht des Tieres relativer Zugwiderstand nach einem stufenweise gezogenen Abschnitt oder einer 50 Meter messenden Zugstrecke hinzu- gefügt wird. Der Zugwiderstand, der bei der ersten Stufe bei einem vierjährigen Pferd 25 % des Lebendgewichtes ausmacht, steigt nach jeder Stufe um fünf Prozent des Lebendgewichtes, und als endgültiges Zugergebnis wird die Ordnungszahl der letzten einwandfrei gezogenen Stufe, die Stufenzahl, vermerkt. In erster Linie wurde auf Forderung der Trabrennsport betreibenden Pferdezüchter in der Vorschrift jedoch im Jahre 1952 eine Änderung vorgenommen, die ein Absehen von dem besprochenen Maximalprinzip im Gefolge hatte. Damals nämlich wurde beschlossen, dass die höchste im Zugversuch zu erlangende Punktmenge die durch die achten Stufe gewonnenen acht Punkte seien. Dies bedeutete natürlich zugleich, dass es nicht mehr notwendig sei, den Zugversuch bis zur grösstmöglichen Stufenzahl fort- zusetzen, sondern der Zugversuch konnte nach der achten Stufe beendet werden. Die besagte Änderung bewirkte denn auch einen deutlichen Rückgang in den durch- schnittlichen Stufenzahlen, wie Tabelle 1 erkennen lässt. Die Abnahme der Stufen- 173 zahlen scheint zwar später haltgemacht zu haben, aber in Anbetracht der starken Verminderung in der Anzahl der für das Stammbuch angebotenen Hengste scheint es offensichtlich, dass das Interesse, das höchste Zugergebnis zu erlangen, infolge der Änderung der besprochenen Vorschrift merklich abgenommen hat. Mit Rücksicht auf das Weiterentwickeln des Zugversuchs wäre es notwendig, zu ermitteln, ob das Maximalprinzip bei Beurteilung der Zugkraft der Pferde von Bedeutung ist oder ob man davon ausgehen kann, wie heute, dass das Ziehen von acht Stufen schon eine so gute Zugkraft beweist, dass sie unter den gegenwärtigen Verhältnissen als für alle Pferde ausreichend angesehen werden kann. Wie aber aus Tabelle 1 zu ersehen, entspricht das Ergebnis der achten Stufe bei weitem nicht dem Mittelwert der für das Stammbuch genehmigten Hengste, und in den besten Jahren, als das Interesse für den Zugversuch noch allgemein positiv gewesen ist, hat auch der Mittelwert aller geprüften Hengste die Grenze der achten Stufe deutlich überschritten. Um darzulegen, welche Bedeutung den bestmöglichen und den schwächeren Zugresultaten als Indikatoren erblicher Zugkraft zukommt, wird im folgenden die Heritabilität des Zugerfolges auf Grund der besten und der schlechtesten Zugresul- tate von wenigstens zweimal geprüften Hengsten beurteilt. Der grösste Teil der 489 Hengste des Materials hat zweimal am Versuch teilgenommen. Die Untersuchung ist so vorgegangen, dass der Anteil der zwischen den Vätern bestehenden Varianz an der Gesamtvarianz der prozentualen Zugergebnisse der Söhne sowohl nach den Tabelle 1. Die Entwicklung der Stufenzahleh in den Jahren 1940—57 bei vierjährigen Hengsten. Jahr Mittelwerte der Stufenzahlen Anzahl der Hengste Angenommen Abgelehnt Angenommen Abgelehnt Arbeitspferde Universal- Arbeitspferde Universal- pferde pferde 1940 8.14 8.44 6.77 58 9 44 1941 7.96 7.60 6.63 67 5 64 1942 8.38 8.36 5.39 53 11 31 1943 8.03 8.58 6.19 62 1 75 1944 8.31 8.73 7.08 84 11 84 1945 8.60 8.50 7.25 70 12 48 1946 8.83 9.56 8.01 120 16 91 1947 9.24 9.85 7.89 167 13 200 1948 8.96 9.44 7.99 165 9 199 1949 8.90 9.27 7.51 92 11 141 1950 8.78 8.78 7.54 60 9 124 1951 9,50 8.86 7.90 42 7 53 1952 7.87 8.40 6.02 46 5 59 1953 8.41 8.20 7.06 44 5 30 1954 9.07 8.31 29 13 1955 8.64 9.50 8.27 47 2 11 1956 8.79 8.60 8.00 48 5 24 1957 8.95 8.60 8.00 37 5 13 6 174 Tabelle 2. Die Abhängigkeit der Beurteilungssicherheit der Zugkraft von der Grösse des Ergebnisses. Zugergebnisse, Anteil der Genaunig- Mittelwerte der Streuung mit denen die zwischen den keit der Zugleistungen innerhalb Berechnungen Vätern beste- Werte der der Väter angestellt henden Va- Söhne prozentualer Anzahl worden sind rianz l ) Zugwi- der % % derstand Stufen % die besten 11.19 (1) 45 66.8 9.36 6.872 die schwächsten ... . 1.34 (-) 5 54.5 6.90 12.091 Mittelwerte für alle 12.95(2) 52 61.0 8.20 7.930 0 Die statistische Sicherheit ist angegeben Po.2 = (-), PCO.2 = (0), P<0.05 = (1) und besten als nach den schlechtesten Zugergebnissen der Sohnhengste berechnet worden ist. Die so erhaltenen Zahlen sind aus Tabelle 2 zu ersehen. Das Material umfasst 133 Väter. Die statistische Zuverlässigkeit der auch für die besten Zugergebnisse erhaltenen innerhalb der Klasse bestehenden Korrelation 0.11 ist zwar nur 95prozentig, aber das gewonnene Ergebnis weist jedenfalls recht deutlich darauf hin, dass die Bedeu- tung des besten Zugergebnisses als Indikator erblicher Neigung deutlich grösser ist als die der schlechtesten. Da die innerhalb der Klasse bestehende Korrelation 0.11 sich auf die zwischen den Söhnen herrschende genetische Korrelation 0.25 gründet, beweist der vierfache Wert der besagten Korrelation, 0.45, die Genauigkeit der besten Zugergebnisse der Söhne als Indikator erblicher Zugneigung. Die Zahl 0.45 ist zugleich eine Bewertung der Heritabilität der in unserem Zugversuch gemessenen Zugkraft, wenn es sich um die besten Zugergebnisse der Hengste handelt. Sie is beträchtlich hoch gegenüber dem von den Verfassern in der vorhergehenden Unter- suchung (2) erhaltenen durchschnittlichen Wert 0.17. Aber die früher (1) berechnete zwischen Vätern und Söhnen bestehende Korrelation r = berechnet nach Ergebnissen von wenigstens sechs Stufen und nach einem Material, in dem die Mütter ausschliesslich Resultate von sechs Punkten oder der Zugkraft nach das best- mögliche Stutenmaterial vertraten, weist auch darauf hin, dass die besten Zuger- folge als Indikatoren erblicher Zugkraft von grösserer Bedeutung als die schlechteren sind. Die für alle Zugerfolge und für ein Material von Müttern aller Stufen berech- nete entsprechende Korrelation machte nämlich nur aus. Auf Grund des nun erhaltenen Ergebnisses kann man denn auch zu der Auffassung gelangen, dass ein wichtiges Mittel zur Steigerung der Zuverlässigkeit des Zugversuchs es wäre, in diesen wieder das anfangs bei ihm in Kraft gewesene Prinzip der Höchstleistung zurückzuführen, das darauf abgesehen ist, die grösstmögliche Zugkraft der zu prü- fenden Pferde zu messen. Gewiss ist zugleich auch weiterhin danach zu streben, dass die zu den Versuchen gebrachten Pferde möglichst gleiehmässig und möglichst gut eingearbeitet sind, damit ein Misslingen des Versuches selbst nicht vorkäme. 175 Die Verfasser schlugen in ihrer früheren Untersuchung vor, dass als endgültiger Zugerfolg mehrmals geprüfter Pferde der Mittelwert aller Zugleistungen eingetragen würde. Diesen Vorschlag begründeten sie damit, dass diejenigen Pferde, die bei ihrem Versuch einmal völlig versagt hatten, auch bei ihren übrigen Versuchen durch- schnittlich schlechtere Ergebnisse erwiesen als diejenigen, die nur einen gelungenen Versuch vorgeführt hatten, so dass das Misslingen der Prüfung auch in erblichen Faktoren begründet gewesen sein mag. In Tabelle 2 erweist denn auch die dritte Reihe, die aus den Mittelwerten aller Zugerfolge der Söhne berechnet worden ist, dass der Vorschlag berechtigt gewesen ist. Der Mittelwert aller Versuchsergebnisse gibt eben ein noch etwas sichereres Bild von der erblichen Zugkraft der Pferde als die einzelnen besten Zugleistungen. Schlussfolgerungen Bei einein Material von 489 wenigstens zweimal im Zugversuch gewesenen Heng- sten wurde festgestellt, dass der Anteil der zwischen den Vätern bestehenden Varianz an der Gesamtvarianz der Söhne bei Berechnung nach den besten Zugleistungen der Söhne 11.19 % und bei Berechnung nach den schwächsten derselben Söhne 1.34 % ausmachte. Wurden die Berechnungen nach den Mittelwerten aller Zugergebnisse der Söhne angestellt, so belief sich der Anteil der zwischen den Vätern bestehenden Varianz auf 12.96 %. Auf Grund der Ergebnisse wird vorgeschlagen, den Zugver- such als Maximalversuch wiederherzustellen, durch den die grösstmögliche Zugkraf des Pferdes gemessen werden kann. LITERATURVERZEICHNIS: (1) Varo, M. 1947. Suomalaisen hevosen vetovoiman kehittämisestä. Summary: The development of the finnish Horses’ pulling power. Maatal.tiet. aikak. 19; 69—82. (2) Varo, M. & Vainikainen, V. 1958. Über den für den ungleichgewichtigen und ungleichaltrigen Pferde aufzustellende Zugwiderstand. Selostus; Eripainoisille ja eri-ikäisille hevosille ase- tettava vetovastus. Ibid. SELOSTUS: MAKSIMITULOKSEN MERKITYKSESTÄ HEVOSEN VETOVOIMAN ARVOSTELUSSA Mikko Varo ja Viljo Vainikainen Maatalouden tutkimuskeskus, kotieläinjalostuslaitos, Tikkurila Vähintään kahdesti vetokokeessa olleen 489 oriin aineistolla todettiin, että isien välisen muunte- lun osuus poikien kokonaismuuntelusta oli poikien parhaista vetotuloksista laskien 11.19 % ja samojen poikien heikoimmista vetotuloksista laskien 1.34 %. Kun laskelmat suoritettiin poikien kaikkien veto- tulosten keskiarvoista, oli isien välisen muuntelun osuus 12.96 %. Tuloksen perusteella ehdotetaan vetokoe palautettavaksi maksimikokeeksi, jolla hevosen suurin mahdollinen vetovoima on mitattavissa.